Heute am 17.5.2017 ist Welt-Hypertonie-Tag: Hypertonie besser im Team bewältigen!

Hypertonie besser im Team bewältigen!

Arzt und Patient auf einem Tandem, der Erkrankte am Lenker. Mit diesem Symbol will die Deutsche Hochdruckliga Ärzte und Patienten gleichermaßen gegen Hypertonie in die Verantwortung nehmen.

Von Jan Groh (Ärztezeitung vom 17.5.2017)

BERLIN. Unter dem Motto „Ich bleib mir treu!“ hat die Deutsche Hochdruckliga (DHL) die Therapietreue zum Schwerpunktthema der diesjährigen Kampagne gegen Hypertonie erhoben. Anlässlich einer Veranstaltung zum Welt-Hypertonie-Tag am 17. Mai mahnte DHL-Vorstandsvorsitzender Professor Bernhard Krämer, Direktor der V. Medizinischen Klinik, Universitätsklinikum Mannheim, dass weiterhin rund ein Viertel aller 20 bis 30 Millionen Hypertonie-Patienten in Deutschland gar nicht und ein weiteres Viertel nicht gut behandelt werde. Eine zentrale Ursache der Behandlungsdefizite liege dabei in der mangelnden Adhärenz.

Nach dem Verständnis der DHL beschränke sich das Thema Therapietreue nicht auf dass Verhalten der Patienten, sondern verlange immer auch den gezielten Einsatz des behandelnden Arztes. Eine ausreichende Interaktion mit dem Patienten, ein adäquates Terminangebot sowie die Aufklärung zu Wirkungen und Nebenwirkungen der verordneten Therapie förderten die Therapietreue und seien von den Ärzten zu gewährleisten.

Professor Bernd Sanner, Chefarzt und Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik des Agaplesion Bethesda Krankenhauses Wuppertal und Vorstandsmitglied der DHL, unterstrich die Wichtigkeit einer zuverlässigen Blutdruckselbstmessung für die Gesundheitspartnerschaft von Arzt und Patient. Diese sei – gründliche Schulung der Patienten und Ausstattung mit geeigneten, etwa von der DHL zertifizierten Messgeräten vorausgesetzt – prinzipiell aussagekräftiger als die Gelegenheitsmessung in der Praxis. Ärzte müssten hier den bei Selbstmessungen niedrigeren Grenzwert von 135 / 85 mmHg beachten.

Professor Peter Trenkwalder, stellvertretender Vorstandsvorsitzende der DHL und Chefarzt der Medizinischen Klinik am Klinikum Starnberg, hob in Berlin die besondere Bedeutung der Hypertonie-Behandlung im Alter hervor. 65 Prozent aller Männer und Frauen ab 65 Jahren wiesen einen Bluthochdruck auf, zumeist in Form einer isolierten systolischen Hypertonie.

Zu differenzieren sei dabei zwischen rüstigen Patienten und Pflegefällen. Für die aktiven Senioren gelte ab 80 Jahren ein erhöhter systolischer Grenzwert von 150 mmHg. Bei ihnen seien durch einschleichende Dosierung orthostatische Dysregulationen, Blutdruckabfälle und Nebenwirkungen zu vermeiden.

Bei Pflegepatienten sollte die Therapie vor allem sowohl Lungenödem als auch hypertensive Krise vermeiden. Starre Blutdruck-Vorgaben erwiesen sich oft als kontraproduktiv. Neben der gehäuften Multimorbidität und potenziellen Arzneimittelinteraktionen (etwa NSAR, Cortison) sei es wichtig, auch die pflegenden Angehörigen als potenzielle Patienten wahrzunehmen, da sie in mehr als 60 Prozent selbst an arterieller Hypertonie litten.

Dr. Ute Seeland, Fachärztin für Innere Medizin und Gendermedizinerin am Institut für Geschlechterforschung in der Medizin (GIM), Charite-Universitätsmedizin Berlin, thematisierte den Nachholbedarf bei Erforschung und Therapie einer anderen Patientengruppe: der Frauen. Allzu lange habe sich die Forschung hinter der Bequemlichkeit des „hormonellen Gefäßschutzes“ versteckt und sich überwiegend männlichen Patienten gewidmet. So erfassten nur 24 Prozent aller kardiovaskulären Studien überhaupt das Geschlecht. Hochdruck sei aber im Alter ab 65 Jahren bei Frauen häufiger als bei Männern. Zudem müssten Frauen aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung länger mit Hypertonie und deren Folgen leben. Gerade für Frauen sei es daher wichtig, neben den üblichen Mortalitätsendpunkten in Studien verstärkt die Lebensqualität als Zielmarke zu untersuchen.

Besondere Beachtung verdienten aber gerade auch Frauen ab 40. So habe die BEFRI-Studie ergeben, dass 45 Prozent der Frauen in der Berliner Allgemeinbevölkerung an subklinischen oder klinischen Störungen der arteriellen Gefäßfunktion litten. Von diesen Frauen hätten sich 23 Prozent im prä- oder perimenopausalen Alter befunden. Da subklinische Veränderungen an den Gefäßen oft noch reversibel seien, sollten Frauen dieser Altersgruppen bei Präventions- und Aufklärungsprogrammen verstärkt angesprochen werden, forderte Seeland.

Quelle: Ärztezeitung vom 17.5.2017

Unter dem Motto „Ich bleib mir treu“ stellt die Deutsche Hochdruckliga in diesem Jahr die Therapietreue in den Fokus.
Info-Material zur Kampagne unter www.ich-bleib-mir-treu.de


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