IgA-Nephropathie – BMBF-geförderte STOP-IgAN-Studie publiziert

Eine Forscher-initiierte Studie aus Deutschland zur IgA-Nephropathie ist am 3. Dezember 2015 im „New England Journal of Medicine“ erschienen.

Seit über 50 Jahren wird in der Glomerulonephritisbehandlung eine entzündungshemmende, immunsuppressive Therapie (mit Kortikosteroiden, aber auch mit neueren Immunsuppressiva und Zytostatika) eingesetzt. Wie bei jeder schweren und/oder chronischen Erkrankung ist eine gute unterstützende Behandlung aller Begleitumstände (supportive Therapie) wichtig. Dazu gehört eine konsequente Blutdrucksenkung und Proteinuriebehandlung (mit Angiotensin-Converting-Enzyme (ACE)-Inhibitoren und der Angiotensinrezeptor-Antagonisten). Einzelne kleinere Studien hatten in der Vergangenheit Hinweise darauf gegeben, dass durch die antihypertensive und antiproteinurische Therapie ein ähnliches Resultat wie mit der immunsuppressiven Therapie erzielt werden könne.

Um das prospektiv-randomisiert zu überprüfen, wurde 2006 die STOP-IgAN-Studie auf den Weg gebracht. Es handelt sich dabei um eine Forscher-initiierte („investor initiated“), industrieunabhängige Studie aus Deutschland, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die unter Leitung Aachener Nephrologen (Thomas Rauen, Frank Eitner, Jürgen Floege) und Medizin-Statistiker (Christina Fitzner, Ralf-Dieter Hilgers) durchgeführt wurde und am 3.12.2015 im „New England Journal of Medicine“, einem der weltweit renommiertesten internationalen Journals, erschienen ist.

In der Studie erfolgte zunächst eine sechsmonatige „Run-in“-Phase, in der alle Patienten nach einem intensivierten supportiven Protokoll behandelt wurden und die 309 von insgesamt 379 gescreenten Patienten beendeten. Wie sich zeigte, konnte in dieser Phase bereits bei knapp 30% der Betroffenen die Proteinurie auf unter 0,75 g/d gesenkt werden, also eine Krankheitsremission erreicht werden, so dass die Patienten nicht mehr den Einschlusskriterien entsprachen. Die verbliebenen 162 Patienten wurden dann randomisiert, 80 erhielten weiterhin die intensivierte supportive Therapie, 82 erhielten zusätzlich Immunsuppressiva. Im Ergebnis zeigte die dreijährige Studie, dass es keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich der Erkrankungsprogression (gemessen am Nierenfunktionsverlust) zwischen den Gruppen gab. In der mit Immunsuppressiva behandelten Gruppe traten dagegen signifikant mehr Nebenwirkungen, auch gefährliche Infektionen, auf, ein Patient verstarb an einer Sepsis.

Laut der Autoren wird die Studie einen Paradigmenwechsel in der Therapie der IgA-Nephropathie einleiten: „Für den klinischen Alltag bedeutet das Studienergebnis, dass zunächst immer eine intensivierte supportive Therapie (antihypertensive und antiproteinurische Medikation) erfolgen sollte. Erst bei Nicht-Ansprechen kann dann nach sorgfältiger Risikoanalyse bei einzelnen Patienten der Einsatz einer immunsuppressiven Therapie erwogen werden. Der flächendeckende, sofortige Einsatz von Immunsuppressiva ist bei diesem Krankheitsbild ab sofort obsolet“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Floege, Universitätsklinikum Aachen.


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